Die andere Seite des E-Auto-Booms - FFG-Finanzinstitute und Lithiumabbau in Südamerika

28 Juni 2021

Dieser Artikel beschreibt problematisches Verhalten und Regelverstöße von Lithiumkonzernen in Südamerika, unter anderem Umweltschäden, Korruption und Missachtung der Rechte indigener Gruppen. Wir analysieren die Beziehungen der Finanzinstitute aus dem Fair Finance Guide (FFG) zu diesen Konzernen und zeigen, wie sie ihren Einfluss zur Verbesserung der Situation einsetzen sollten. Eine kürzere Version zu deutschen Finanzinstituten und Lithiumkonzernen gibt es hier.

 

Aktuell erleben wir den Durchbruch der Elektromobilität. Im Jahr 2020 wurden weltweit 3,24 Millionen E-Autos verkauft, was einem Wachstum von 43% gegenüber 2019 entspricht.[1] Bis 2030 soll es laut Internationaler Energieagentur bis zu 245 Millionen E-Autos und 5 Millionen E-Busse auf den Straßen geben, wofür allein im Jahr 2030 bis zu 385.000 Tonnen Lithium benötigt würden.[2] Im Jahr 2020 betrug die weltweite Produktion gerade mal 86.000 Tonnen Lithium. Mittlerweile werden bereits 71% des weltweit produzierten Lithiums zur Batteriefertigung verwendet.[3] Der aktuelle Preis für eine Tonne Lithiumkarbonat in Batteriequalität liegt bei 11.600 Euro.[4] Die Lithiumbatterien werden in erster Linie für E-Autos gebraucht, nur in kleinerem Maße für elektronische Geräte wie Laptops und Handys.[5] Das benötigte Lithium wird weit entfernt von Europa abgebaut, in China, Australien und Südamerika. Die drei Länder mit den größten Lithiumvorkommen sind Bolivien, Argentinien und Chile.[6]

Im südamerikanischen Lithiumdreieck, einer trockenen Region auf bis zu 4.500 Meter Höhe zwischen dem Nordosten Argentiniens, dem Norden Chiles und dem Süden Boliviens, befinden sich 68% der weltweiten Lithiumvorkommen und 87% des in Salzseen befindlichen Lithiums.[7] Folglich hat diese Region das Interesse der globalen Autokonzerne und Lithiumunternehmen geweckt.[8] Fast alle Lithiumproduzenten sind börsengelistet und nicht in Europa ansässig: SQM, Albemarle, FMC, Livent, Orocobre, Ganfeng Lithium, Tianqi Lithium, Lithium Americas und Galaxy Resources.[9] Doch auch die deutsche Firma ACI Systems will vor Ort mitmischen und unterschrieb 2018 ein Abkommen zur Lithiumproduktion in Bolivien, das im November 2019 im Rahmen des Machtverlusts von Ex-Präsident Evo Morales suspendiert wurde, aber möglicherweise neu aufgerollt werden könnte.[10] Dennoch hat Europa Einfluss auf den Lithiumabbau in Südamerika, da europäische Autokonzerne große Abnehmer von Lithiumbatterien sind und FFG-Finanzinstitute - Allianz, Deutsche Bank, DZ Bank, LBBW, Commerzbank, ING Bank, Axa - jene Konzerne mitfinanzieren, die bei der Lithiumproduktion für Umweltschäden, Korruption und Missachtung der Rechte indigener Gruppen verantwortlich sind.

Anfangs löste die Aussicht auf einen Lithiumboom im Rahmen des Umstiegs auf Elektromobilität Optimismus im Länderdreieck aus. Denn Lithium bot die Chance, endlich vom eigenen Ressourcenreichtum zu profitieren und Lithium vor Ort zu Industriegütern wie E-Auto-Batterien weiterzuverarbeiten und nicht direkt als Rohstoff zu exportieren.[11] Denn Regionen, die auf reinen Rohstoffexport ausgerichtet sind, korrelieren oft mit hohen Mieten, Drogenabhängigkeit, Spielsucht, großen Einkommensunterschieden, Korruption, Vetternwirtschaft, kaum diversifizierten Wirtschaften, überbewerteten Währungen, Isolation von der Restwirtschaft, Morden an Umweltaktivist*innen, hohen Kriminalitätsraten, Männerüberschuss, Prostitution, Menschenhandel sowie Konflikten zwischen Indigenen/Umweltschützer*innen und Regierungen/Konzernen.[12]

Doch die Hoffnung auf lokale Weiterverarbeitung erfüllte sich nicht. Fast die gesamte Wertschöpfung der Batteriefertigung findet außerhalb Südamerikas statt.[13] Die Lithiumunternehmen, Batterieproduzenten und Autokonzerne wollen nur den Rohstoff aus Südamerika, aber keine Weiterverarbeitung vor Ort und keinen Technologietransfer.[14] Da der Lithiummarkt ein Oligopol ist, konnten die Konzerne bislang alle Versuche der lokalen Weiterverarbeitung verhindern. Die vier Unternehmen, die den Lithiummarkt in der Vergangenheit kontrollierten, SQM, Albemarle, FMC (jetzt sein Spin-Off Livent) und Tianqi Lithium, sind miteinander verbunden. So kaufte beispielsweise 2018 Tianqi Lithium 24% an SQM und Talison Lithium gehört zu 51% Tianqi Lithium und zu 49% Albemarle.[15] Der Lithiummarkt bleibt auch weiterhin von wenigen Konzernen dominiert. So haben die beiden Unternehmen Orocobre und Galaxy Resources kürzlich ihre baldige Fusion angekündigt, um zu einem der größten Konzerne der Branche zu werden.[16]

Die Lithiumkonzerne wehren sich häufig nicht nur gegen die Batterieproduktion in Südamerika, sondern auch gegen die dortige Verarbeitung von Lithiumkarbonat zu Lithiumhydroxid mit hohem batterietauglichen Reinheitsgrad, was etwas mehr lokale Wertschöpfung bedeuten würde. Denn während der Abbau von Lithiumkarbonat aus den südamerikanischen Salzseen günstiger ist als beim australischen Bergbau, ist die Produktion von Lithiumhydroxid in Australien kostengünstiger.[17] Folglich produzieren die Konzerne in Australien vor allem Lithiumhydroxid und in Südamerika vor allem das billigere Lithiumkarbonat.[18] So will das Joint Venture zwischen dem australischen Bergbauunternehmen Orocobre, dem japanischen Konzern Toyota Tsusho und der argentinischen Firma Jemse in Argentinien vor allem die Produktion von billigerem Lithiumkarbonat mit niedrigerem Reinheitsgrad massiv ausbauen.[19] Gleichzeitig baut Orocobre in Japan eine Anlage, in der das argentinische Lithiumkarbonat zu Lithiumhydroxid mit hohem Reinheitsgrad, der für Batterien nötig ist, verarbeitet werden soll.[20] Auch FMC (jetzt Livent), SQM und Albemarle produzieren in Südamerika lieber Lithiumkarbonat mit geringerem Reinheitsgrad und andernorts dagegen Lithiumhydroxid, z.B. in Australien.[21]

Die Salzseen, in denen das südamerikanische Lithium abgebaut wird, sind sehr sensible Ökosysteme.[22] Der Wasserverbrauch ist bei der Lithiumproduktion nicht so hoch wie beim Abbau anderer Rohstoffe. Allerdings gehört das Lithiumdreieck zu den trockensten Gebieten der Welt, sodass Wasser hier besonders schützenswert ist.[23] Zur Produktion einer Tonne Lithium werden ca. 2 Millionen Liter Wasser verbraucht, wobei der genaue Verbrauch von der Lithiumkonzentration im Salzsee sowie der verwendeten Abbaumethode abhängt.[24] Die Firma SQM, die seit 1997 in Chile im Salar de Atacama Lithium fördert, pumpt laut Unternehmensangaben pro Sekunde 180 Liter Süßwasser aus dem Salzsee.[25]

Hinzukommt, dass durch das Hinzufügen verschiedener Chemikalien die Gefahr von Umweltschäden an den Salzseen besteht, wobei verschiedene Abbaumethoden die Umwelt mehr oder weniger stark belasten. Trotzdem bleiben bei allen bislang verwendeten Abbautechniken Chemikalien im Wasser übrig.[26] Im argentinischen Salar del Hombre Muerto, wo lange der US-Konzern FMC Lithium abgebaut hat und jetzt sein Spin-Off Livent produziert, wurde ein Teil der Abfälle wieder in den Salzsee geleitet.[27] Tatsächlich haben sich FMC und Livent lange für die Lockerung einiger Umweltauflagen eingesetzt und diese auch erreicht.[28] In Chile verheimlichte der Konzern SQM Informationen über seine tatsächliche Süßwassernutzung, manipulierte pH-Werte und brach 2013-2015 die Umweltauflagen, indem er mehr Wasser aus dem Salar de Atacama pumpte als erlaubt, was das Ökosystem des Salzsees beschädigte.[29]

Dabei ist die Lithiumförderung aus Salzseen weniger umweltschädlich als andere Formen des Rohstoffabbaus.[30] Das Hauptproblem ist, dass sich die Lithiumkonzerne häufig neuen, umweltfreundlichen Abbaumethoden verschließen, da sie bereits viel Kapital in ihre aktuellen Anlagen investiert haben.[31] So hat der argentinische Forscher Ernesto Calvo eine Abbaumethode patentiert, die im Labor ohne Chemikalien, mit wenig Abfällen und niedrigem Wasserverbrauch erfolgreich war. Allerdings kann er diese Abbautechnik nicht unter realen Bedingungen testen, da die Lithiumkonzerne quasi alle argentinischen Salzseen konzessioniert haben und Wissenschaftler*innen häufig den Zutritt verweigern. Vor dem gleichen Problem stehen auch andere Forscher*innen, die umweltfreundliche Abbautechniken entwickeln.[32] Da die Lithiumkonzerne immer wieder gegen die Auflagen zur Wassernutzung verstießen, ist die Ablehnung des Lithiumabbaus unter der Lokalbevölkerung am chilenischen Salar de Atacama im Laufe der Jahrzehnte gestiegen.[33]

Auch an das Recht indigener Menschen auf freie, vorab durchgeführte und auf Information basierende Zustimmung - Free, Prior and Informed Consent (FPIC) -, wie es im 169. Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation vorgesehen ist, hielten sich die Lithiumkonzerne in Südamerika nicht. So bestachen beispielsweise die Lithiumunternehmen Orocobre und Minera Exar, ein Joint Venture aus Lithium Americas und Ganfeng Lithium, einige Indigene aus dem argentinischen Dorf Salinas Grandes, um Unterschriften für die Lithiumförderung vor Ort zu bekommen.[34] Da das Recht indigener Gemeinschaften auf FPIC immer wieder missachtet wird, versucht die indigene Lokalbevölkerung in Chile bilateral mit den Konzernen SQM und Albemarle zu verhandeln, wobei sie sich in einer schwachen Verhandlungsposition befindet.[35] Die Umweltbedenken, der Wasserverbrauch und die Verstöße gegen das Recht auf FPIC haben im Lithiumdreieck zu Konflikten zwischen den Rohstoffkonzernen und der indigenen Lokalbevölkerung geführt, unter anderem in Salinas Grandes und den Salzseen Olaroz-Cauchari.[36]

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass immer wieder Ankündigungen und Versprechen über die Schaffung von Arbeitsplätzen und die lokale Weiterverarbeitung des Lithiums zu Batterien gebrochen wurden.[37] Die Konzerne haben häufig keine lokalen, sondern ausländische Zulieferer für Beratungsdienstleistungen, Ingenieursdienstleistungen, Anlagen- und Maschinenbau engagiert. Nur für niedrig bezahlte Dienstleistungen wie Transport, Logistik, Gastronomie, Waschen und Reinigung werden lokale Arbeitnehmer beschäftigt.[38] Zudem werden in erster Linie Männer eingestellt, so hat Livent in Nordargentinien unter seinen Angestellten einen Männeranteil von 88%.[39]

Des Weiteren haben die Lithiumkonzerne in Chile bis 2016 und in Argentinien bis heute kaum Steuern gezahlt.[40] Da die Steuern vom Exportvolumen abhängen, verkaufen einige Produzenten das Lithium günstig an ihre Geschäftspartner, um die Steuern weiter zu reduzieren.[41] 2009-2014 zahlte SQM nicht einmal die damals noch sehr niedrigen vereinbarten Steuerzahlungen.[42] In Argentinien kontrollieren die Provinzen und nicht der Zentralstaat die Bodenschätze, sodass die Lithiumkonzerne die Provinzen gegeneinander ausspielen und es einen Unterbietungswettlauf bei den Regulierungen zu Umwelt und Steuern gibt.[43] Die Lithiumunternehmen nutzen aus, dass die argentinischen Provinzen des Lithiumdreiecks (Salta, Catamarca, Jujuy) zu den ärmsten des Landes gehören und abhängig von den Abgaben der Rohstoffkonzerne sind, um ihre Sozialausgaben finanzieren zu können.[44]

Die Einflussnahme der Lithiumkonzerne lässt sich exemplarisch an der chilenischen Firma SQM sehen, die 2015 einen der größten Korruptionsskandale der südamerikanischen Geschichte ausgelöst hat. Dabei verloren 58 chilenische Staatsfunktionäre ihren Job, da sie illegale Zahlungen von SQM erhalten hatten.[45] SQM bestach sowohl rechte als auch linke Parteien, unter anderem den aktuellen Präsidenten Sebastián Piñera. Chef von SQM war zu diesem Zeitpunkt Julio Ponce Lerou, ehemaliger Schwiegersohn des chilenischen Ex-Diktators Augusto Pinochet und früherer Chef von Corfo, der chilenischen Staatsbehörde, die die Lithiumvorkommen des Landes kontrolliert.[46] Als der frühere und aktuelle Präsident Sebastián Piñera 2012 versuchte, die Lithiumvorkommen zu privatisieren und an SQM zu übergeben, hieß der Geschäftsführer von SQM Patricio Solminihac, Bruder des damaligen Bergbauministers Hernán Solminihac.[47]

Trotz diverser Straftaten und Regelbrüche erhielt SQM 2018 einen neuen Vertrag zum Lithiumabbau, wiederum ohne korrekte Einholung der Zustimmung der indigenen Lokalbevölkerung (FPIC).[48] Die Bevölkerung stellte sich gegen den Vertrag, da zu diesem Zeitpunkt ein Gerichtsstreit zwischen SQM und dem chilenischen Staat über Umweltschäden, Korruption und Vertragsbruch lief.[49] Auch das zweite Unternehmen, das in Chile Lithium fördert, der US-Konzern Albemarle, nutzt seinen Einfluss aus. Als Chile 2017 drei Firmen auswählte, die vor Ort Lithium zu Kathoden für E-Auto-Batterien weiterverarbeiten wollten, weigerte sich Albemarle, wie vertraglich vorgesehen, 25% seines produzierten Lithiums zu einem vergünstigten Preis für die lokale Weiterverarbeitung bereitzustellen. Stattdessen verzögerte Albemarle den Prozess und nutzte den Regierungswechsel von Bachelet zu Piñera kurze Zeit später aus, in Folge dessen Sebastián Sichel Ramírez, der vorher Berater von Albemarle war, neuer Corfo-Chef wurde. Kaum überraschend ging dieser sanft mit dem Konzern um und zwang ihn nicht zur Vertragseinhaltung.[50]

Die Lithiumkonzerne haben durch ihr Handeln dazu beigetragen, dass die Lokalbevölkerung im südamerikanischen Lithiumdreieck häufig nur die Nachteile des Lithiumabbaus (Umweltschäden, Wasserverbrauch, Korruption, Verletzung der Rechte indigener Gruppen) erfährt und kaum mögliche Vorteile (umweltfreundliche Abbautechniken, Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze, hohe Steuereinnahmen, technischer Fortschritt, lokale Weiterverarbeitung statt direkter Rohstoffexport).

Unter den Investor*innen dieser Lithiumkonzerne befinden sich auch FFG-Finanzinstitute. So halten die Allianz ($27 Millionen), die Deutsche Bank über die DWS (mehr als $25 Millionen), Axa (ca. $7 Millionen), die DZ Bank (über $5 Millionen), die LBBW (über $2 Millionen) und die Commerzbank ($0,15 Millionen) Aktien von Albemarle, dem US-Konzern, der Vertragsbruch in Chile beging. Zudem vergab die ING Bank im September 2015 gemeinsam mit anderen Banken einen Kredit in Höhe von $2,25 Milliarden an Albemarle.[51] An SQM, dem chilenischen Konzern, der den großen Korruptionsskandal auslöste, halten FFG-Finanzinstitute ebenfalls Anteile, so die Allianz (über $25 Millionen), die Deutsche Bank über die DWS und die Deutsche Asset & Wealth Management ($3,4 Millionen) und die DZ Bank ($0,32 Millionen).[52]

Auch in FMC und sein Spin-Off Livent, die in Argentinien die Lockerung der Umweltauflagen erreicht haben, investieren FFG-Finanzinstitute. So halten die Allianz (mehr als $22 Millionen), die Deutsche Bank über die DWS und die Deutsche Asset Management Americas (ca. $17 Millionen), die DZ Bank ($4,5 Millionen) und die LBBW (über $2 Millionen) Anteile an Livent.[53] Die Deutsche Bank über die DWS und die Deutsche Asset & Wealth Management (ca. $76 Millionen), die Allianz ($11,5 Millionen), Axa ($1,3 Millionen), die ING Bank ($1 Million) und die Commerzbank ($0,14 Millionen) sind ebenfalls an FMC beteiligt.[54]

FFG-Finanzinstitute sind zudem am australischen Bergbaukonzern Orocobre und der japanischen Firma Toyota Tsusho beteiligt, die zusammen im Rahmen eines Joint Ventures Lithium fördern und sich beharrlich weigern, wenigstens Lithium mit höherem Reinheitsgrad in Argentinien zu produzieren. Die Allianz (über $14 Millionen), Axa ($6,4 Millionen) und die DZ Bank über die Union Investment (mehr als $3 Millionen) halten Orocobre-Aktien.[55] An Toyota Tsusho sind unter anderem die Allianz über PIMCO ($1,2 Millionen) und die Deutsche Bank über die DWS und DBX Advisors ($27,5 Millionen) beteiligt.[56] Zu den Aktionären von Galaxy Resources, das demnächst mit Orocobre fusioniert, zählt auch die Allianz ($14 Millionen). Zudem beriet die Deutsche Bank 2018 beim Verkauf einer Tochterfirma von Galaxy Resources an den koreanischen Großkonzern Posco.[57]

Letztlich investieren FFG-Finanzinstitute auch in die Unternehmen Lithium Americas und Ganfeng Lithium, die gemeinsam das Joint Venture Minera Exar bilden, das Dorfbewohner in Salinas Grandes bestach. So hält die DZ Bank über $7 Millionen an Lithium Americas und die Deutsche Bank über die DWS und die Deutsche Asset Management Americas mehr als $3 Millionen. Zudem managte die Deutsche Bank im Januar 2021 die Ausgabe neuer Lithium Americas Aktien im Wert von $82,5 Millionen.[58] An Ganfeng Lithium sind unter anderem die Allianz ($149 Millionen), Axa ($26 Millionen) und die Deutsche Bank über die DWS und die DB Asset Management ($13 Millionen) beteiligt. Zusätzlich managte die Deutsche Bank im Oktober 2018 mit anderen Finanzinstituten die Ausgabe neuer Ganfeng Lithium-Aktien in Höhe von $422 Millionen.[59]

Facing Finance fordert die FFG-Finanzinstitute Allianz, Deutsche Bank, DZ Bank, LBBW, Commerzbank, Axa und ING Bank auf, ihren Einfluss auf die beteiligten Lithiumkonzerne zu nutzen, damit Südamerika vom Übergang der Industrieländer zur Elektromobilität nicht nur Verschmutzung, Wasserverlust und die Vertreibung der Lokalbevölkerung hat.[60] Als Anteilseigner*innen dieser Konzerne sind sie indirekt mitverantwortlich für die Umweltschäden, den hohen Wasserverbrauch, die Korruption und die Missachtung der Rechte indigener Gemeinschaften. Bei Aktionärsversammlungen, bilateralen Gesprächen und dem Aushandeln von Finanzierungsbedingungen sollten sie ihren Einfluss dafür nutzen, dass die Lithiumkonzerne in Südamerika (ordentlich) Steuern zahlen, die argentinischen Provinzen nicht gegeneinander ausspielen und nicht mehr auf die Lockerung von Umweltauflagen und Steuersenkungen drängen. Sie sollten Druck auf die Lithiumkonzerne ausüben, damit diese ihren Widerstand gegen die lokale Weiterverarbeitung des Lithiums zu Batteriekomponenten wie z.B. Kathoden aufgeben und statt Lithiumkarbonat mit geringem Reinheitsgrad in Südamerika eher Lithiumhydroxid in Batteriequalität produzieren.

Außerdem ruft Facing Finance die FFG-Finanzinstitute dazu auf, alles dafür zu tun, Umweltschäden und Wasserverluste zu stoppen, indem Forscher*innen der Zutritt zu (allen) Salzseen gewährt wird, die Lithiumkonzerne mit lokalen Wissenschaftler*innen zusammenarbeiten und neue Abbautechniken mit geringem Wasserverbrauch, kaum oder keinem Chemikalieneinsatz sowie kleineren Abfallmengen anwenden. Sie sollten dafür sorgen, dass die Lithiumkonzerne endlich alle Verträge einhalten, Korruption und Vetternwirtschaft beenden, die Rechte indigener Gruppen achten, hochwertige Arbeitsplätze auch für die Lokalbevölkerung schaffen und sie auf Augenhöhe in die Entscheidungsprozesse einbinden. Die beteiligten FFG-Finanzinstitute sind mitverantwortlich, dafür Sorge zu tragen, dass der Übergang zur Elektromobilität nicht auf Kosten von Mensch und Umwelt im globalen Süden vonstatten geht.

 

Autor: Luca Schiewe

 

[1] https://www.ev-volumes.com/

[2] Abergel, T., et. al (2020) Global EV Outlook 2020. Entering the decade of electric drive?, Energy Technology Policy Division of the Directorate of Sustainability, Technology and Outlooks of the International Energy Agency, Paris, S.20/24/157.

[3] U.S. Geological Survey (2021) Mineral commodity summaries 2021, U.S. Geological Survey 200, Virginia, S.98.

[4] https://tradingeconomics.com/commodity/lithium

[5] López, A., et. al (2019) Litio en la Argentina: Oportunidades y desafíos para el desarrollo de la cadena de valor, Interamerikanische Entwicklungsbank, Argentinien, S.53.

[6] U.S. Geological Survey (2021) Mineral commodity summaries 2021, U.S. Geological Survey 200, Virginia, S.99.

[7] Fornillo, B., Gamba, M. & Zicari, J. (2019) “El mercado mundial del litio y el eje asiático. Dinámicas comerciales, industriales y tecnológicas”, in Fornillo, B. Litio en Sudamérica. Geopolítica, energía y territorios, El Colectivo, CLACSO, Argentinien, S.51.

[8] Grupo de Estudios en Geopolítica y Bienes Comunes (2019) Litio y transición socio-ecológica en Sudamérica, Friedrich Ebert Stiftung Analyse nr.51, Argentinien, S.6.

[9] https://www.globalxetfs.com/funds/lit/

[10] Schiewe, L. (2021) Litio y el (neo)extractivismo: ¿Por qué el triángulo del litio exporta el litio como materia prima y no hay industrialización local?, Erfurt, S.32.

[11] Grupo de Estudios en Geopolítica y Bienes Comunes (2019) Litio y transición socio-ecológica en Sudamérica, Friedrich Ebert Stiftung Analyse nr.51, Argentinien, S.9.

Burchardt, H., Dietz, K. (2014) (Neo-)extractivism – a new challenge for development theory from Latin America, Third World Quarterly, 35:3, Großbritannien, S.468.

[12] Acosta, A., Guijarro, J. (2016) “Patologías de la abundancia. Una lectura desde el extractivismo”, in Burchardt, H., et. al Nada dura para siempre. Perspectivas del neo-extractivismo en Ecuador tras el boom de las materias primas, Ecuador, S.404/407.

Svampa, M. (2019) Las fronteras del neoextractivismo en América Latina. Conflictos socioambientales, giro ecoterritorial y nuevas dependencias, CALAS, Mexiko, S.12/16/47/70/76.

Valenzuela, J. (2018) Green Cars = Green Conflicts? Governance, Grievances and Conflict Dimensions of the Bolivian State Lithium Program, Erfurt, S.3.

[13] López, A., et. al (2019) Litio en la Argentina: Oportunidades y desafíos para el desarrollo de la cadena de valor, Interamerikanische Entwicklungsbank, Argentinien, S.140.

[14] Schiewe, L. (2021) Litio y el (neo)extractivismo: ¿Por qué el triángulo del litio exporta el litio como materia prima y no hay industrialización local?, Erfurt, S.23/33.

[15] https://www.albemarle.com/businesses/lithium/locations/asia

Grupo de Estudios en Geopolítica y Bienes Comunes (2019) Triángulo del litio. Un área de disputa estratégica entre potencias globales en nombre de la transición energética, Universidad de Buenos Aires, Argentinien, S.10.

López, A., et. al (2019) Litio en la Argentina: Oportunidades y desafíos para el desarrollo de la cadena de valor, Interamerikanische Entwicklungsbank, Argentinien, S.44.

[16] https://www.bloomberg.com/news/articles/2021-04-18/lithium-companies-orocobre-galaxy-combine-in-3-1-billion-deal

[17] Baspineiro, C., Flexer, V., & Galli, C. (2018) Lithium recovery from brines: A vital raw

material for green energieswith a potential environmental impact in its mining and processing, Science of the Total Environment (639), Amsterdam, S.1190.

[18] Fornillo, B., Gamba, M. & Zicari, J. (2019) “El mercado mundial del litio y el eje asiático. Dinámicas comerciales, industriales y tecnológicas”, in Fornillo, B. Litio en Sudamérica. Geopolítica, energía y territorios, El Colectivo, CLACSO, Argentinien, S.57.

[19] https://salesdejujuy.com/projects/

https://www.orocobre.com/operations/salar-de-olaroz/

[20] Schiewe, L. (2021) Litio y el (neo)extractivismo: ¿Por qué el triángulo del litio exporta el litio como materia prima y no hay industrialización local?, Erfurt, S.24.

[21] https://s25.q4cdn.com/757756353/files/doc_news/2021/JEA_22ene2021_esp_final.pdf

https://albemarle.gcs-web.com/static-files/9c7c3aee-7afb-4324-8b9d-8c6bde692ee0

López, A., et. al (2019) Litio en la Argentina: Oportunidades y desafíos para el desarrollo de la cadena de valor, Interamerikanische Entwicklungsbank, Argentinien, S.90.

[22] Argento, M., Puente, F. & Slipak, A. (2017) “Qué debates esconde la explotación del litio en el noroeste argentino? Perspectivas y proyecciones sobre la dinámica empresa-estado-comunidad”, in Alimonda, H., Martín, F. & Pérez, C. Ecología política latinoamericana. Pensamiento crítico, diferencia latinoamericana y rearticulación epistémica, CLACSO, Argentinien, S.425.

[23] Anlauf, A. (2015) “Secar la tierra para sacar litio? Conflictos socio-ambientales en la mineria del litio”, in Nacif, F., Lacabana, M. ABC del litio sudamericano. Soberanía, ambiente, tecnología e industria, Universidad Nacional de Quilmes, Argentinien, S.171.

[24] Argento, M., Puente, F. (2015) “Nuevos extractivismos, viejos conflictos. Dinámicas territoriales en torno a la explotación del litio en el Noroeste argentino”, in Latorre, S., Martínez, A. Extractivismo y conflictividad. Nuevos actores y nuevos contextos en América Latina, Revista Economía, vol. 67, no.105, Ecuador, S.117.

[25] https://www.sqm.com/wp-content/uploads/2020/10/SQM_Litio_Sustentable.pdf

[26] Kazimierski, M., Slipak, A. (2019) “Exposición de las técnicas y saberes para la extracción de litio”, in Fornillo, B. Litio en Sudamérica. Geopolítica, energía y territorios, El Colectivo, CLACSO, Argentinien, S.302.

[27] López, A., et. al (2019) Litio en la Argentina: Oportunidades y desafíos para el desarrollo de la cadena de valor, Interamerikanische Entwicklungsbank, Argentinien, S.47.

[28] Reveco, S., Slipak, A. (2019) “Historias de la extracción, dinámicas jurídico-tributarias y el litio en los modelos de desarrollo de Argentina, Bolivia y Chile”, in Fornillo, B. Litio en Sudamérica. Geopolítica, energía y territorios, El Colectivo, CLACSO, Argentinien, S.106.

[29] Reveco, S., Slipak, A. (2019) “Historias de la extracción, dinámicas jurídico-tributarias y el litio en los modelos de desarrollo de Argentina, Bolivia y Chile”, in Fornillo, B. Litio en Sudamérica. Geopolítica, energía y territorios, El Colectivo, CLACSO, Argentinien, S.111.

[30] Argento, M., Puente, F. & Slipak, A. (2017) “Qué debates esconde la explotación del litio en el noroeste argentino? Perspectivas y proyecciones sobre la dinámica empresa-estado-comunidad”, in Alimonda, H., Martín, F. & Pérez, C. Ecología política latinoamericana. Pensamiento crítico, diferencia latinoamericana y rearticulación epistémica, CLACSO, Argentinien, S.424.

[31] Schiewe, L. (2021) Litio y el (neo)extractivismo: ¿Por qué el triángulo del litio exporta el litio como materia prima y no hay industrialización local?, Erfurt, S.23.

[32] Fornillo, B., Gamba, M. (2019) “Política, ciencia y energía en el triángulo del litio”, in Fornillo, B. Litio en Sudamérica. Geopolítica, energía y territorios, El Colectivo, CLACSO, Argentinien, S.144.

López, A., et. al (2019) Litio en la Argentina: Oportunidades y desafíos para el desarrollo de la cadena de valor, Interamerikanische Entwicklungsbank, Argentinien, S.57.

[33] Argento, M., Puente, F. (2019) “Entre el boom del litio y la defensa de la vida. Salares, agua, territorios y comunidades en la región atacameña”, in Fornillo, B. Litio en Sudamérica. Geopolítica, energía y territorios, El Colectivo, CLACSO, Argentinien, S.197.

[34] https://www.mineraexar.com.ar

Argento, M., Puente, F. (2015) “Nuevos extractivismos, viejos conflictos. Dinámicas territoriales en torno a la explotación del litio en el Noroeste argentino”, in Latorre, S., Martínez, A. Extractivismo y conflictividad. Nuevos actores y nuevos contextos en América Latina, Revista Economía, vol. 67, no.105, Ecuador, S.117.

[35] Reveco, S., Slipak, A. (2019) “Historias de la extracción, dinámicas jurídico-tributarias y el litio en los modelos de desarrollo de Argentina, Bolivia y Chile”, in Fornillo, B. Litio en Sudamérica. Geopolítica, energía y territorios, El Colectivo, CLACSO, Argentinien, S.98.

[36] Argento, M., Puente, F. (2015) “Nuevos extractivismos, viejos conflictos. Dinámicas territoriales en torno a la explotación del litio en el Noroeste argentino”, in Latorre, S., Martínez, A. Extractivismo y conflictividad. Nuevos actores y nuevos contextos en América Latina, Revista Economía, vol. 67, no.105, Ecuador, S.116.

Argento, M., Puente, F. & Slipak, A. (2017) “Qué debates esconde la explotación del litio en el noroeste argentino? Perspectivas y proyecciones sobre la dinámica empresa-estado-comunidad”, in Alimonda, H., Martín, F. & Pérez, C. Ecología política latinoamericana. Pensamiento crítico, diferencia latinoamericana y rearticulación epistémica, CLACSO, Argentinien, S.415.

[37] Argento, M., Puente, F. (2019) “Entre el boom del litio y la defensa de la vida. Salares, agua, territorios y comunidades en la región atacameña”, in Fornillo, B. Litio en Sudamérica. Geopolítica, energía y territorios, El Colectivo, CLACSO, Argentina, S.211.

Argento, M., Puente, F. (2021) “7 hipótesis sobre las dinámicas territoriales y el litio en Argentina” in Balcázar, R. Salares Andinos. Ecología de Saberes por la Protección de Nuestros Salares y Humedales, Observatorio Plurinacional de Salares Andinos, S.142.

Fornillo, B., Gamba, M. (2019) “Política, ciencia y energía en el triángulo del litio”, in Fornillo, B. Litio en Sudamérica. Geopolítica, energía y territorios, El Colectivo, CLACSO, Argentinien, S.159.

[38] López, A., et. al (2019) Litio en la Argentina: Oportunidades y desafíos para el desarrollo de la cadena de valor, Interamerikanische Entwicklungsbank, Argentinien, S.65/120.

[39] https://s22.q4cdn.com/453302215/files/doc_financials/2019/ar/Livent_2019SustainabilityReport-2.pdf

[40] Reveco, S., Slipak, A. (2019) “Historias de la extracción, dinámicas jurídico-tributarias y el litio en los modelos de desarrollo de Argentina, Bolivia y Chile”, in Fornillo, B. Litio en Sudamérica. Geopolítica, energía y territorios, El Colectivo, CLACSO, Argentinien, S.89.

[41] Schiewe, L. (2021) Litio y el (neo)extractivismo: ¿Por qué el triángulo del litio exporta el litio como materia prima y no hay industrialización local?, Erfurt, S.17.

[42] Reveco, S., Slipak, A. (2019) “Historias de la extracción, dinámicas jurídico-tributarias y el litio en los modelos de desarrollo de Argentina, Bolivia y Chile”, in Fornillo, B. Litio en Sudamérica. Geopolítica, energía y territorios, El Colectivo, CLACSO, Argentinien, S.111.

[43] López, A., et. al (2019) Litio en la Argentina: Oportunidades y desafíos para el desarrollo de la cadena de valor, Interamerikanische Entwicklungsbank, Argentinien, S.142.

[44] Reveco, S., Slipak, A. (2019) “Historias de la extracción, dinámicas jurídico-tributarias y el litio en los modelos de desarrollo de Argentina, Bolivia y Chile”, in Fornillo, B. Litio en Sudamérica. Geopolítica, energía y territorios, El Colectivo, CLACSO, Argentina, S.124.

Schiewe, L. (2021) Litio y el (neo)extractivismo: ¿Por qué el triángulo del litio exporta el litio como materia prima y no hay industrialización local?, Erfurt, S.15.

[45] Reveco, S., Slipak, A. (2019) “Historias de la extracción, dinámicas jurídico-tributarias y el litio en los modelos de desarrollo de Argentina, Bolivia y Chile”, in Fornillo, B. Litio en Sudamérica. Geopolítica, energía y territorios, El Colectivo, CLACSO, Argentinien, S.112.

[46] Smart, S. (2017) “Política del extractivismo chileno: Dictadura cívico-militar y sus consecuencias en democracia”, in Cabeza, M., Galicia, A. El extractivismo en América Latina. Dimensiones económicas, sociales, políticas y culturales, Sevilla, S.148/150.

[47] https://radio.uchile.cl/2012/03/10/litio-a-las-puertas-de-la-privatizacion

Nacif, F. (2015) Producción de litio en Argentina: Sobre la ley y el debate, Realidad Económica, Argentinien, S.5.

[48] Argento, M., Puente, F. (2019) “Entre el boom del litio y la defensa de la vida. Salares, agua, territorios y comunidades en la región atacameña”, in Fornillo, B. Litio en Sudamérica. Geopolítica, energía y territorios, El Colectivo, CLACSO, Argentinien, S.203.

[49] Grupo de Estudios en Geopolítica y Bienes Comunes (2019b) Triángulo del litio. Un área de disputa estratégica entre potencias globales en nombre de la transición energética, Universidad de Buenos Aires, Argentinien, S.43.

Reveco, S., Slipak, A. (2019) “Historias de la extracción, dinámicas jurídico-tributarias y el litio en los modelos de desarrollo de Argentina, Bolivia y Chile”, in Fornillo, B. Litio en Sudamérica. Geopolítica, energía y territorios, El Colectivo, CLACSO, Argentinien, S.111.

[50] Schiewe, L. (2021) Litio y el (neo)extractivismo: ¿Por qué el triángulo del litio exporta el litio como materia prima y no hay industrialización local?, Erfurt, S.17.

[51] Abgerufen in Refinitiv Eikon am 11.06.2021.

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[60] Zicari, J. (2015) “La producción minera de litio en América Latina y el ascenso económico de China y de Asia Oriental”, in Latorre, S., Martínez, A. Extractivismo y conflictividad. Nuevos actores y nuevos contextos en América Latina, Revista Economía, vol.67, no.105, Ecuador, S.110.

 

Bild: European Space Agency, CC BY-SA 3.0Wikimedia Commons