Stimmen deutsche Investoren für den Klimaschutz?

18 März 2021

Sollen große Aktiengesellschaften wie Shell, Total oder Rio Tinto strengere Ziele für Treibhausgasemissionen anpeilen? Oder zumindest den gesamten CO2-Ausstoß offenlegen? Sollen Amazon und Chevron prüfen, an welchen Stellen in ihrem wirtschaftlichen Handeln die Gefahr besteht, dass Menschenrechte verletzt werden?

Mit Anträgen auf Hauptversammlungen haben Investoren besonders im angloamerikanischen Raum die Möglichkeit, die Geschäftstätigkeit von Unternehmen auf einen ökologischeren und sozialeren Pfad zu lenken. Die niederländische Agentur Profundo hat im Auftrag des Dachverbands Fair Finance International das Abstimmungsverhalten sechs großer deutscher Investoren analysiert: Haben diese ihr Stimmrecht im Sinne des Klimaschutzes und menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten genutzt? Oder mit ihrem Votum die Ziele einer Transformation der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit konterkariert?

Alle untersuchten deutschen Investoren schneiden im guten Mittelfeld ab, die Allianz führt mit 7,7 von 10 möglichen Punkten, noch dicht gefolgt von der Deutschen Bank. Die anderen im Fair Finance Guide Deutschland enthaltenen Finanzinstitute, Axa, R+V und Alte Leipziger, folgen auf den Plätzen. Für die Deka lagen nicht genügend Abstimmungsergebnisse für eine Bewertung vor.

Von 43 untersuchten Anträgen mit Nachhaltigkeitsbezug ranken sich 28 um den Klimaschutz, von denen immerhin drei eine knappe Mehrheit erreicht haben. Auch wenn die übrigen 25 Klimaanliegen und die anderen 15 also solche mit Bezug zu sozialen, menschenrechtlichen und anderen Aspekten gescheitert sind, ist und bleibt das Stellen eines Aktionärsantrags in manchen Ländern ein Mittel, um seitens der Investoren Druck auf die Unternehmen auszuüben, Veränderungen in Richtung einer nachhaltigeren Wirtschaft anzugehen.

Weil die Stimmabgabe öffentlich einzusehen ist, müssen Großaktionäre Farbe bekennen und ihren oft ausgeschmückten Worten zur Eindämmung des Klimawandels und zur Achtung sozialer Standards Taten, also entsprechende Stimmabgaben, folgen lassen. Andererseits ist die Unterstützung eines Antrags auf einer Hauptversammlung eine sehr einfach umzusetzende Maßnahme im Sinne nachhaltiger Ziele. Diese Chance sollten Investoren nicht verstreichen lassen. Wir fordern institutionelle Investoren auf, auch selbst Anträge zu stellen, die Klimaschutz, Menschenrechte und Ökologie aufs Tableau bringen. Facing Finance erwartet von der Bundesregierung, im Sinne der Empfehlung 31 des Sustainable Finance Beirats,die Schaffung einer verlässlichen rechtlichen Basis für kollaboratives ESG-Engagement, um Investoren auch in Deutschland bessere Möglichkeiten einzuräumen, Unternehmen in die Pflicht zu einem sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft zu nehmen.

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