Plastik: Schreib deiner Bank für mehr soziale und ökologische Gerechtigkeit!

15 November 2023

Schreibe an Deine Bank und setze Dich für Finanzierungs- und Investitionsrichtlinien zum Thema Plastik ein!

Schreib deiner Bank für mehr soziale und ökologische Gerechtigkeit!


Eine Fallstudie von Nirere Sadrach aus dem Dirty Profits Bericht 10: Transformation oder Resignation?


Uganda ist ein ostafrikanisches Binnenland mit einer Vielzahl ethnischer Gruppen. Es umfasst eine Fülle von Ökosystemen, hohe Vulkanberge bis hin zu dicht bewaldeten Sümpfen. Afrikas größter und weltweit zweitgrößter Süßwassersee, der Nalubaale (auch Viktoriasee genannt), liegt in Uganda. Von hier aus nimmt der mächtige Kiyira, der Nil, seine Reise zum Mittelmeer auf.

DIE BEDEUTUNG INDIGENER KULTUREN FÜR DIE UMWELT

Die indigenen Kulturen Ugandas haben eine lange Tradition der Konservierung und Wiederverwendung von Materialien. Indigenes Wissen aus der Kultur der Baganda lehrt Verständnis und Respekt für die Umwelt und ihre einzigartigen Ökosysteme durch Praktiken wie Bulungi Bwansi – eine Form gemeinschaftlicher Verantwortung und kollektiven Handelns. Die Viehzüchter*innen der Banyankole und Bahima stellen handgefertigte Gegenstände wie wiederverwendbare Milchkrüge namens Ebyanzi her, während die Banyoro ihre Lieblingsspeisen wie das Hirsemehl Akalo in kleinen, selbstgeflochtenen Körben aus Sisal servieren.

Die meisten Menschen in Uganda sind tief verwurzelt in den sozialen Überzeugungen und kulturellen Konstrukten ihrer Stämme und Clans, so wie die Baganda, Banyankole oder Banyoro. Sie eint der Respekt vor der Erde und die Überzeugung, dass nichts von ihr genommen werden darf, was nicht wiederverwendet und zurückgegeben werden kann. Allerdings zeichnet sich eine Abkehr von indigenen Lebensweisen ab. Statt Wiederverwendung, Kompostierung und Tausch von Gütern rückt der Konsum von Einwegplastikprodukten immer mehr in den Mittelpunkt des täglichen Lebens. Zahlreiche Gemeinden in Uganda geben ihr traditionelles Wissen und ihre ursprüngliche Lebensweise auf. Verantwortlich für den Massenkonsum, der unter dem Vorwand billigerer und kleinerer Verpackungen für ärmere Bevölkerungsschichten erfolgt, sind internationale Konzerne. Wir wurden durch Greenwashing irregeführt und beginnen zu glauben, dass unsere indigenen Lebensformen nicht mehr zur Lösung der Plastikverschmutzung beitragen können.

Obgleich Plastik als wertvolles und überlebenswichtiges Material für ärmere Bevölkerungsgruppen angesehen werden könnte, stellt es in Uganda eine Bedrohung für die Umwelt dar. Denn Plastik baut sich nicht ab, sondern zerfällt in immer kleine und kleiner werdende Teile. Weil ein großer Teil der Plastikverpackungen nicht gesammelt wird und in der Umwelt verbleibt, nimmt die Plastikverschmutzung in Uganda immer mehr zu. Das Material ist giftig und kann oft nicht recycelt werden, wie etwa im Fall von kleinen Einwegplastiktütchen (sogenannte Sachets). In Städten wie Kampala werden mehr als 70 % des täglich anfallenden Abfalls nicht eingesammelt, obwohl es über 30 registrierte Recyclingfirmen gibt, darunter Plastics Recycling Industries (PRI), ein Tochterunternehmen von Coca-Cola Beverages Africa. Der am stärksten mit Plastikabfällen verschmutzte Fluss Ugandas befindet sich in der Stadt Mbarara im Westen des Landes – er ist die wichtigste Wasserquelle der Region.

Wie viele andere afrikanische Länder hat zudem auch Uganda seine Türen für Handelsabkommen geöffnet, die den Zugang für transnationale Unternehmen erleichtern. Infolgedessen hat sich das Abfallproblem in der Region verschärft. Statt von Bulungi Bwansi ließe sich auch von Bubi Bwansi für die veränderte Beziehung des Menschen zur Natur sprechen.

Ja, in Uganda wurden Gesetze erlassen: Es bestehen Vorschriften, die den Handel und die Verwendung von Plastiktüten, lokal als Kaveera bekannt, und anderen Gegenständen verbieten. Auch das Konzept der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) wurde als Umweltschutzmaßnahme eingeführt. Es verpflichtet Hersteller zur Übernahme von Verantwortung für Verschmutzung, Emissionen und Entsorgung aller Arten von Abfällen, einschließlich der Sammlung und des Recyclings von Kunststoffabfällen. Gemäß dem nationalen Umweltgesetz von 2019 müssen Unternehmen, deren Plastikmüll in Gemeinden gefunden wird, eine Strafe zahlen. Allerdings wird dies bisher nicht umgesetzt.

Trotz aller getroffenen Maßnahmen bleibt die große Menge an Plastikmüll eine große Herausforderung und erfordert nachhaltige Lösungen. Es ist höchste Zeit, Investitionen in die Einführung von Mehrwegsystemen für die Wiederverwendung und Wiederbefüllung zu beschleunigen.

WER IST FÜR UGANDAS PLASTIKPROBLEM VERANTWORTLICH?

Nach Einschätzung von End Plastic Pollution Uganda geht ein erheblicher Teil des Mülls auf den Konsum von Alltagsgütern zurück – von Getränken und Lebensmitteln bis hin zu Produkten für die Körperpflege. Analysen gesammelten Abfalls, sogenannte Brand Audits, ergaben für 2021 und 2022, dass der internationale Getränkekonzern Coca-Cola der größte Verursacher von Plastikverschmutzung im Land ist. Überreste der Coca-Cola-Produktfamilie verschmutzen Dörfer, Städte, Feuchtgebiete, Flüsse und Seen. Ein Beispiel: Von den 537 gesammelten Plastikartikeln, die im Jahr 2021 entlang des Fluss Rwizi gesammelt wurden, stammten 35 % von Coca-Cola, so die Ergebnisse des Berichts Flowing With Plastics (End Plastic Pollution 2022).

Coca-Cola verpackt Flaschen zu einem Preis von nur 500 Uganda-Schilling, was umgerechnet gerade einmal 0,13 US-Dollar entspricht. Das Unternehmen setzt bewusst auf Einwegverpackungen aus Kunststoff unter dem Vorwand, ärmeren Märkten zu helfen. Gleichzeitig verschärft der Getränkeriese das Plastikproblem in seinem Streben nach Profit, indem er traditionelle Getränke und Geschmacksrichtungen imitiert und irreführend mit einer „Welt ohne Müll“ (World Without Waste) wirbt.

Coca-Cola misst mit zweierlei Maß, wenn es um den eigenen Plastik-Fußabdruck in den Ländern des Globalen Südens geht. Bewährte Nachfüll-, Rückgabe- und Pfandsysteme, die im Globalen Norden im Einsatz sind, werden in Schwellenländern als zu teuer und unpraktikabel abgetan. Stattdessen investierte Coca-Cola – kurz nach dem Start der Marketinginitiative „World Without Waste“ – die stolze Summe von 15 Mio. US-Dollar in den Ausbau der Produktionsstätte im Namanve Industrial Park, um die Kapazität auf 24 000 Flaschen pro Stunde zu erhöhen und damit allein in Uganda mehr als 4 Millionen Plastikflaschen pro Woche zu produzieren. Im Jahr 2030 wird die zweimilliardste Plastikflasche vom Band laufen.

Coca-Cola sammelt den Abfall nicht selbst ein, sondern unter-stützt lokale Sammelaktivitäten mit einem Betrag von weniger als
10 000 US-Dollar. Das Unternehmen gibt auch an, Abfallsammler*innen im ganzen Land mit 30 000 US-Dollar unterstützt zu haben. Die Ergebnisse dieser Bemühungen bleiben jedoch fragwürdig. Das Königreich Toro hat beispielsweise mit Unterstützung von Coca-Cola mehrere Müllsammelaktionen am Mpanga-Fluss in Fort Portal durchgeführt, doch der Fluss ist weiterhin voller Plastik. Eine Untersuchung am Rwizi-Flusses durch die Mbarara University of Science and Technology und Coca-Cola wurde nie veröffentlicht.

Uganda sollte so schnell wie möglich mit der Umsetzung von lokal verankerten Zero Waste-Maßnahmen beginnen, die das vorhandene Wissen vor Ort stärken. Unternehmen wie Coca-Cola, die zur Plastikverschmutzung beitragen, sollten dazu ihren Beitrag leisten und in die Pflicht genommen werden, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Plastikverschmutzung zu stoppen.

UGANDAS POTENZIAL MOBILISIEREN, UM DIE PLASTIKVERSCHMUTZUNG ZU STOPPEN

Strategien zur Förderung der Mülltrennung auf nationaler Ebene sowie eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Müllsammler*innen sind für den Aufbau einer plastikfreien Gesellschaft unerlässlich. Diese sind in vielen Ländern des Globalen Südens, so auch in Uganda, fester Bestandteil der Abfallwirtschaft. Müllsammler*innen spielen eine wichtige Rolle bei der Rückgewinnung von Materialien und verhindern, dass diese die Umwelt verschmutzen oder auf Deponien landen, wie etwa in Kiteezi in Ugandas Hauptstadt Kampala. Durch das Sammeln und Verkaufen von Abfällen zur Sicherung ihres Lebensunterhalts spielen die Abfallsammler*innen eine wichtige Rolle bei der Verwirklichung von Umweltgerechtigkeit und Klimaschutz. Mit dem Einkommen können sie ihre Familien ernähren, eine Unterkunft finden und ihre Kinder zur Schule schicken. Allein die Mülldeponie in Kiteezi zählt über 400 Müllsammler*innen.

Trotz der wichtigen Arbeit der Müllsammler*innen findet ihr Beitrag für die Gesellschaft bisher keine Anerkennung. Ungeachtet ihrer wichtigen sozialen, ökologischen und ökonomischen Rolle sind sie noch immer mit zahlreichen Schwierigkeiten konfrontiert. Soziale Stigmatisierung, Missbrauch, eingeschränkter Deponiezugang durch Stadtverwaltungen und Sicherheitsdienste sind nur einige davon.

Im Rahmen der „World Without Waste“-Initiative verspricht Coca-Cola, für jede verkaufte Flasche eine einzusammeln. Die Sammelziele wurden jedoch auch deswegen nicht erreicht, weil keine Partnerschaften mit Abfallsammler*innen in den Gemeinden eingegangen wurden. Die ugandische Regierung wiederum hat es versäumt, sie in die Umsetzung der Abfallwirtschaftspolitik einzubeziehen und ihnen sicheren Zugang zu Deponien zu ermöglichen.

Die durch Plastikverschmutzung verursachten Umweltschäden in Uganda sind unübersehbar. Viele Gemeinden ersticken unter dem wachsenden Plastikberg. Obwohl die Recyclingquoten in Uganda sehr niedrig sind, setzt Coca-Cola weiterhin auf Einwegplastikflaschen. In der Filmdokumentation „Coca-Cola‘s Plastic Promises“ räumt der Getränkeriese zwar ein, dass es in Ländern wie Uganda mit unzureichender Infrastruktur schwierig sei, Abfälle für das Recycling zu sammeln. Eine wirksame Reaktion bleibt aber trotz des Eingeständnisses aus: Alle von End Plastic Pollution gesammelten und analysierten Abfälle bestätigen, dass Coca-Cola der größte Verursacher von Kunststoffabfällen in Uganda ist und zu rund 25 % zum täglich anfallenden Plastikmüll beiträgt.

Coca-Cola unterhält kein eigenes Sammelsystem. Vielmehr verlässt sich das Unternehmen in einigen Gegenden allein auf informelle Abfallsammler*innen, die die eigentliche Sammeltätigkeit übernehmen. Mit diesen geht Coca-Cola jedoch keine Partnerschaften ein und bemüht sich auch nicht um eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen. Insbesondere wird nicht sichergestellt, dass die Abfallsammler*innen angemessen bezahlt werden, um ihre Familien ernähren zu können. Stattdessen kauft Coca-Cola in seinen PRI-Fabriken Abfälle von ausbeuterischen Zwischenhändlern, die die Preise für die Materialien manipulieren, um den eigentlichen Sammler*innen weniger zu bezahlen.

Für ein Kilo Plastikflaschen zahlt Coca-Cola in Uganda 1 000 Schilling. Eine Müllsammlerin oder ein Müllsammler muss dafür etwa 35 bis 45 Flaschen sammeln. Eintausend ugandische Schilling – das ist weniger als ein halber Dollar. Für diesen Betrag kann man noch nicht einmal ein Kilo Kawunga (Maismehl) kaufen, das in den meisten Familien als Grundnahrungsmittel Verwendung findet.

DIE FOLGEN DER KUNSTSTOFFVERSCHMUTZUNG IN UGANDA

Für die Gesundheit

Bei der Verbrennung von Plastikmüll werden Schadstoffe freigesetzt, die die Atemluft vergiften und sowohl Lunge als auch Gehirn schädigen. Nach Angaben des Uganda Lung Institute werden in den urbanen Zentren des Landes viele Kinder aufgrund von Umweltbelastungen wie Luftverschmutzung hospitalisiert.

Cholera, eine schwere akute Infektionskrankheit mit wässrigem Durchfall und Erbrechen, die binnen Stunden zum Tod führen kann, ist in Uganda endemisch. In mehreren Städten, darunter Kampala, Hoima, Mbale und im Distrikt Kyegegwa, hat die Cholera zu zahlreichen Todesfällen geführt. Die bakterielle Magen-Darm-Infektion kann sich auf vielen Wegen ausbreiten. Mülldeponien und ein hohes Abfallaufkommen in den Gemeinden können dazu beitragen, dass die Krankheit sich unbemerkt verbreitet. Plastikverschmutzung ist einer der Gründe für den Mangel an öffentlicher Hygiene und verursacht hohe Kosten für die Beseitigung, die Uganda nicht stemmen kann.

Für das Klima

Plastik steht in engem Zusammenhang mit Ugandas Kampf gegen Ernteausfälle, zunehmende Hitze, Wasserknappheit, lange Dürreperioden, starke Regenfälle, flutartige Überschwemmungen, Erdrutsche und vieles mehr. Denn Kunststoffe tragen während ihres gesamten Lebenszyklus zum Klimawandel bei.

Im Distrikt Bududa im Osten Ugandas kam es in den letzten zwei Jahrzehnten fast jedes Jahr zu Erdrutschen. In der Stadt Mbale forderten heftige Regenfälle im vergangenen Jahr mehrere Todesopfer, zerstörten Eigentum im Wert von Milliarden Uganda-Schilling und führten zu einer Nahrungsmittelknappheit im Osten des Landes. Auch in der Region Ruwenzori im Westen Ugandas ereignen sich immer wieder ähnliche Vorfälle. Im Jahr 2021 wurde im Bezirk Kasese ein großes Krankenhaus, Schulen, Straßen und Ackerland überschwemmt, was zu schweren Gesundheitsproblemen und Nahrungsmittelknappheit führte.

Es sind Konsumgüterunternehmen wie Coca-Cola, die den Ausbau der fossilen Brennstoffindustrie mit dem Wunsch nach Produktionssteigerungen vorantreiben. Auch der ugandische Präsident sieht in der Kunststoffindustrie als zukünftigem Absatzmarkt für Ugandas Öl eine wirtschaftliche Chance. Doch durch die Kombination von Chemikalien und fossilen Brennstoffen setzt Plastik in jeder Phase seines Lebenszyklus Treibhausgase frei. Die zunehmende Konzentration der Gase in der Atmosphäre beschleunigt den Klimawandel und trifft das stark klimaexponierte Uganda besonders hart.

Die Produktion und Entsorgung von Plastik ist für ugandische Gemeinden eine Frage von Umweltgerechtigkeit. Aufgrund fehlender Sammelinfrastruktur ist das Land nicht auf den Umgang mit dem hohen Plastikmüllaufkommen vorbereitet. Coca-Cola’s Festhalten an der Produktion von Plastik untergräbt die nationalen Bemühungen, die Emissionen im Einklang mit dem Pariser Abkommen niedrig zu halten. Die Geschäftspraktiken des Getränkekonzerns bedeuten, dass Uganda nicht in der Lage sein wird, die Ziele des bevorstehenden globalen Plastikabkommens zu erreichen.

Die Produktion großer Mengen an Einwegverpackungen aus Kunststoff durch Coca-Cola hat die Freisetzung großer Mengen an Kohlenstoffemissionen zur Folge. Im Jahr 2020 produzierte das Unternehmen weltweit 2 981 421 Tonnen Kunststoff, was einem CO2-Ausstoß von 14 907 710 Tonnen entspricht. Die weltweiten Kosten der Treibhausgasemissionen über den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen belaufen sich auf mehr als 171 Mrd. US-Dollar, die gesamtgesellschaftlichen Kosten auf 7,1 Bio. US-Dollar. Dass Coca-Cola mit einem Jahresumsatz von über 33 Mrd. US-Dollar im Jahr 2020 nicht in nachhaltige Lösungen investiert, sondern stattdessen mit Greenwashing seine destruktiven Geschäftspraktiken zu kaschieren sucht, ist angesichts dessen inakzeptabel (Break Free From Plastic 2021, 21).

Uganda hat eine der jüngsten Bevölkerungen der Welt. Mehr als 75% der Bevölkerung sind unter 45 Jahre alt. Coca-Cola übergeht die Tatsache, dass seine Kundschaft von den langfristigen Folgen der Plastik- und Klimakrise am stärksten betroffen sein wird. Junge Menschen im Globalen Süden sind am härtesten von den Folgen der Klimakrise und der Plastikverschmutzung betroffen, haben aber kaum Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun. Aus diesem Grund werden die Brand Audits von End Plastic Pollution auch weiterhin die Bedürfnisse und Stimmen junger Menschen in den Vordergrund stellen.

Für die Landwirtschaft

Uganda produziert eine breite Palette von Nahrungsmitteln und Nutzpflanzen wie Kaffee, Tee, Zuckerrohr, Mais, Bohnen und eine Fülle von Getreidesorten. 70 % der Bevölkerung sind direkt in der Landwirtschaft beschäftigt. Als agrarisch geprägte Volkswirtschaft hat Uganda viel zu verlieren, wenn Kunststoffe die Böden belasten.

Plastik verändert die physikalischen und biologischen Eigenschaften des Bodens. Mikroplastik gefährdet nachweislich das Bodenleben, indem es wichtige Lebewesen wie Regenwürmer tötet, die Durchlüftung des Bodens behindert, seine Zersetzungsfähigkeit schwächt und den Nährstoffgehalt verringert. Die Folge sind karge Böden, auf denen keine Pflanzen gedeihen. Die Fähigkeit von Mikroplastik, Pflanzengewebe zu durchdringen, wurde ebenfalls bestätigt (Chang et al. 2022). Weil Landwirt*innen ihre Felder vor der Bewirtschaftung erst säubern müssen, erhöht Plastikmüll auch die Kosten in der Landwirtschaft. Die Wasserqualität ist ein weiteres Problem: Das Wasser aus den Abfällen verunreinigt nicht nur die Wasserquellen in den Gemeinden rund um die Deponien, sondern sickert auch in den Boden.

Die Rinderhaltung ist die am weitesten verbreitete Tätigkeit in West-Uganda und sauberes Wasser daher in mehrfacher Hinsicht unverzichtbar. Für Haushalte und Industrie in der Region ist der Fluss Rwizi die wichtigste Wasserquelle. Viehzüchter*innen in den Bezirken Rushere, Sheema, Ntungamo, Ibanda und Mbarara sind zum Tränken ihrer Tiere direkt auf das Wasser des Flusses angewiesen. Die Rinder sind somit der Belastung durch Mikroplastik im Trinkwasser ausgesetzt, das sowohl ihr Fleisch als auch die Milch belastet.

Mit mehr als einer Million Geflüchteten, die täglich mit Nahrungsmitteln versorgt werden müssen, gehört Uganda zu den afrikanischen Ländern mit einem sehr hohen Nahrungsmittelbedarf. Lokale Bäuer*innen erzeugen einen Großteil dieser Lebensmittel. Beeinträchtigt die Plastikproduktion das Pflanzenwachstum und die Bodenproduktivität, kann Uganda die Ernährungssicherheit nicht gewährleisten und Anstrengungen in der Flüchtlingshilfe und Hungerbekämpfung werden untergraben.

Für den Tourismus

Der Tourismus ist ein weiteres Opfer der zunehmenden Plastikverschmutzung. Die Branche riskiert ihre Existenz und den Lebensunterhalt von Millionen Menschen. Der Tourismus leistet einen wichtigen Beitrag zur Wirtschaft Ugandas, das jährlich rund 1,5 Millionen internationale Ankünfte und eine steigende Zahl inländischer Touristen verzeichnet. Uganda hat großes Potenzial, sich als Reiseziel mit außergewöhnlichen Natur- und Kulturerlebnissen zu positionieren. Die zunehmende Verschmutzung durch Plastik stellt jedoch eine ernsthafte Bedrohung für den Sektor dar.

Der Nil ist eine der durch Plastikverschmutzung gefährdeten Tourismusattraktionen. Die Liste der Flüsse, die die Ozeane am stärksten mit Plastik verschmutzen, wurde inzwischen um ihn erweitert. Der Kampf gegen die Plastikflut im Kiyira muss von Uganda aus geführt werden.

Der Mpanga fließt durch Naturwälder und ist mit den beiden Seen Lake George und Lake Edward verbunden. In der Stadt Fort Portal verursacht der mit Plastik verschmutze Fluss sichtbare Schäden. Plastikflaschen aus den Kunststoffen PET und HDPE sind die Hauptursache.

Der Rwizi, der am stärksten mit Plastikmüll verschmutzte Fluss Ugandas, mündet im Westen des Landes in den See Mburo. Hier befindet sich der Mburo-Nationalpark, der für seine Impalas, Leoparden, Büffel und viele andere Wildtiere bekannt ist und mehr als 350 Vogelarten beheimatet. Auch die größte Zebra-Population Ugandas ist hier anzutreffen.

In der Umgebung des Viktoriasees leben über 40 Millionen Menschen, die auf den See angewiesen sind. Es gibt 23 Zuflüsse zum Viktoriasee und einen Abfluss in den Nil. Verschiedene Chemikalien in Kunststoffen verschmutzen den See, darunter Polyethylen, Polypropylen, Polyethylenterephthalat, Polyamid (Nylon) und Polyvinylchlorid. Diese Stoffe werden als Polymere bezeichnet. Sie sind häufig in Plastikflaschen und -verpackungen von Coca-Cola zu finden. Viele touristische Attraktionen sind durch die zunehmende Verschmutzung mit Plastik bedroht. Hotspots der Plastikverschmutzung sind die Fischanlandungen auf der ugandischen Seite des Viktoriasees. Fischer*innen an Anlandeplätzen wie Ggaba in Kampala und Kiyindi im Distrikt Buikwe leiden besonders unter der Krise der Plastikverschmutzung. Besucher*innen, die sich an der Schönheit der Landschaft, der Flora und Fauna Ugandas erfreuen, essen auch viel Fisch aus den zahlreichen Seen des Landes. In jedem fünften Fisch aus dem Victoriasee wurde inzwischen Mikroplastik nachgewiesen. Größere Fischarten wie der Nilbarsch Emputa und der Buntbarsch Engege können Plastikteile wie Flaschendeckel mit Nahrung verwechseln und verschlucken. Beim Verzehr von Fischen, die Plastik aufgenommen haben, können Chemikalien wie Additive im Mikroplastik krebserregende Krankheiten auslösen.

ZEIT ZU HANDELN

Ungeachtet der negativen Auswirkungen auf die Umwelt hat sich Coca-Cola für ein lineares Geschäftsmodell entschieden, bei dem Produkte nur zum Verkauf und Kauf, zum kurzzeitigen Gebrauch und zum anschließenden Wegwerfen hergestellt werden. Selbst wenn Verbraucher*innen den Wunsch haben, Einwegplastik zu vermeiden, stehen ihnen oft keine Alternativen zur Verfügung, weil Unternehmen wie Coca-Cola ihnen keine anderen Möglichkeiten anbieten.

Die Menschen in Uganda können sich nicht mehr auf die freiwilligen Selbstverpflichtungen von Coca-Cola verlassen. Sie können nicht länger darauf hoffen, dass sich das Unternehmen um seinen Plastikmüll in der Umwelt kümmert, wenn es sich doch in der Realität lediglich um Scheinlösungen bemüht. Coca-Cola hat es versäumt, seine Verpackungen so umzugestalten, dass sie ohne Einwegplastik auskommen. Noch immer setzt man in der Konzernzentrale vorwiegend auf Neuplastik aus fossilen Rohstoffen.

Das Problem wird dadurch verschärft, dass Uganda häufig mit Scheinlösungen wie der Verbrennung von Abfällen oder anderen umweltschädlichen Methoden der Müllverbrennung umworben wird. Verbrennungsanlagen sind nicht für den afrikanischen Kontext ausgelegt. Sie sind ein Import auf einen Kontinent, der nicht über die nötige Infrastruktur für den Betrieb von Verbrennungsanlagen verfügt. Bei der Förderung solcher Anlagen stehen Unternehmen, die neue, unerschlossene Märkte erobern wollen, an vorderster Front. Die Folge ist der Kauf teurer Abfallentsorgungssysteme durch Lokalregierungen und damit eine Verstetigung der negativen Auswirkungen auf die Umwelt.

Obwohl die Verbrennung von Plastikabfällen zum Klimawandel beiträgt, nimmt sie weiter zu. Uganda gehört zu den Ländern, die am stärksten vom Klimawandel bedroht sind und gleichzeitig über nur unzureichende Anpassungskapazitäten verfügen. In einem Land, das stark vom Regenfeldbau abhängig ist, wirken sich die zunehmende Häufigkeit und Intensität extremer Wetterereignisse sowie unberechenbare Jahreszeiten besonders negativ aus.

-Nirere Sadrach


Nirere Sadrach ist Gründer von End Plastic Pollution in Uganda, eine Jugendbewegung aus Umweltaktivist*innen, Studierenden und Ehrenamtlichen, die sich für Zero-Waste-Ansätze in ugandischen Gemeinden einsetzen und mehr Maßnahmen und Verantwortung von Unternehmen fordern, um die Verschmutzung durch Einwegplastik zu beenden. 

Foto: Ein Abfallsammler trägt einen Sack Plastikflaschen auf der Mülldeponie Kiteezi im Norden von Kampala, Uganda. © Nirere Sadrach (2022).


Der vollständige Dirty Profits 10: Transformation oder Resignation? steht zum Download bereit. Er enthält weitere Fallstudien, Details zu den Finanzbeziehungen und Stellungnahmen. 

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