Deine Bank hat geantwortet?

Du hast dich wegen unseres Rankings im Fair Finance Guide oder einer Fallstudie zu den Finanzbeziehungen zu kontroversen Unternehmen bei deiner Bank beschwert? Gut möglich, dass die Bank in ihrer Antwort auf ihre allgemeinen Richtlinien verweist und nicht auf die konkreten Fälle oder ihre Fragen eingeht – oder mit Argumenten um die Ecke kommt, die bei näherer Betrachtung keinen Bestand haben.

Nun heißt es: dranbleiben und nachhaken! Je öfter und konkreter Banken mit kritischen Nachfragen konfrontiert werden, desto eher werden sie die Vorwürfe ernst nehmen. Wir unterstützen deine Kritik: Auf dieser Seite findest du einige Standardantworten der Banken und unsere jeweilige Einschätzung.

Wenn du weitere Beispiele zweifelhafter Antworten hast, die du entkräftet wissen möchtest, sende diese bitte an info@fairfinanceguide.de.

 

Die Bank antwortet mit Verweis auf ihre Nachhaltigkeitsrichtlinien.

Der Verweis auf solche Dokumente ist eine der häufigsten Reaktionen, die Bankkund*innen erhalten, wenn sie über unsere Seite eine Nachricht an die Bank schicken.

Für unsere Bewertung haben wir jedoch bereits alle öffentlich von der Bank zur Verfügung gestellten Dokumente und Informationen herangezogen. Die dargestellten Finanzierungs- und Investitionsrichtlinien führen genau zu dem Ergebnis, das wir veröffentlicht haben.

Neue Informationen werden in den Dokumenten, auf die die Bank verweist, kaum enthalten sein, obwohl genau eine solche neue Erkenntnis durch die Nachricht suggeriert wird. 

 

Die Bank berichtet über Nachhaltigkeit in ihrem Betrieb.

Manchmal verwechseln Banken in ihrer Berichterstattung die sogenannten wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekte mit den Nachhaltigkeitsaspekten, die in ihrem unmittelbaren Einflussbereich liegen. Im unmittelbaren Einflussbereich und verhältnismäßig leicht umsetzbar sind Nachhaltigkeitsüberlegungen im eigenen Geschäftsbetrieb, also der Umgang mit Mitarbeiter*innen oder die interne Ressourceneffizienz bspw. in Bezug auf Wasser-, Strom- oder Papierverbrauch. Keine Frage: Ressourcenschonendes und nachhaltiges Wirtschaften innerhalb der Bank ist zu begrüßen. Der weitaus größere Hebel und folglich der Großteil unserer Bewertung liegt jedoch im Kerngeschäft der Finanzinstitute: bei der Kreditvergabe und bei Investitionen am Kapitalmarkt. In jenen Bereichen sind die wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekte zu verorten: Der CO₂-Ausstoß eines neu finanzierten Kohlekraftwerks kann beispielsweise einen dutzendfach stärkeren Einfluss auf den Klimawandel haben als die Emissionen aller Filialen der Bank zusammen.

Finanzinstitute sollten darüber berichten, durch ihre Finanzierungs- und Anlageentscheidungen Lebensgrundlagen von Menschen oder Ökosysteme fundamental gefährdet werden - und nicht nur wie viel Druckerpapier im letzten Jahr eingespart wurde.

 

Die Bank berichtet über ihr soziales Engagement in der Region.

2 000 Euro Spende für die Freiwillige Feuerwehr? Die Mitarbeiter*innen bepflanzen an einem Tag im Jahr die Blumenkübel vor dem Altersheim? Das Konzept freiwilligen Engagements in der Stadt oder dem Viertel der Bank bezeichnet diese geläufig als Corporate Citizenship.

Selbstverständlich heißen auch wir soziales Engagement, Spenden und Förderungen als solche gut. Nicht zu vergessen ist jedoch, dass entsprechende Aktionen vor allem Marketing sind und dem Aufbau eines guten Rufs der Bank dienen. Sie befreien Finanzinstitute aber nicht von der viel entscheidenderen Verantwortung in ihrem Kerngeschäft, also den Finanzierungen und Investitionen. Lass dich also nicht von wohlklingenden Aktionen ablenken, solange noch Milliardenbeträge in kontroverse Unternehmen fließen.  

Selbst kleinere Banken und Sparkassen können am Kapitalmarkt die Gelder ihrer Kundinnen in Rüstungsunternehmen oder Bergbauunternehmen investieren, die seit Jahren für Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung bekannt sind. Letztlich profitieren Bank und Kund*innen von den kontroversen Geschäften (die Kund*innen häufig unwissentlich), und gleichzeitig wird an den Markt das Signal gesendet, dass derartige Kontroversen als unproblematisch gesehen werden, Profite also vorgehen.

 

Die Sparkasse / Volksbank / Raiffeisenbank / Sparda-Bank beruft sich auf ihre regionale Ausrichtung.

Das Finanzinstitut betont, dass die Unternehmen, an die sie Kredite vergibt, aus der Region stammen. Für diese seien auf Grund der deutschen Gesetzeslage keine weiteren Nachhaltigkeitskriterien nötig.

Richtig ist, dass Genossenschaftsbanken oft regional verankert sind und einen Großteil ihrer Kredite im lokalen Umfeld vergeben. Sparkassen sind nach den Sparkassengesetzen der Bundesländer an ein Regionalitätsprinzip gebunden – allerdings schließt dieses Prinzip nicht kategorisch aus, Kredite auch überregional und außerhalb Deutschlands zu vergeben. Dass vorrangig regionale Unternehmen finanziert werden, bedeutet außerdem in der Praxis leider noch nicht, dass in der jeweiligen Region ansässige kontroverse Unternehmen ausgeschlossen werden, auch Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall, Airbus, Krauss-Maffei Wegmann und ThyssenKrupp erhalten Kredite. Denn deutsche oder europäische Unternehmen respektieren eben gerade nicht automatisch Menschenrechte und Umweltschutz – zumal sie weltweit wirtschaften.

Auch im Bereich der Kapitalanlage von Banken, das heißt bei Investitionen in Unternehmen über deren Aktien und Anleihen, sieht man, dass die Finanzinstitute nicht so regional ausgerichtet sind, wie sie sich manchmal präsentieren. Die Anlage in Aktien und Anleihen beispielsweise über Fonds erfolgt weltweit –deutsche und europäische Gesetzgebung hilft dann nicht weiter. Bei unseren Recherchen stoßen wir immer wieder auf kritische Unternehmen, beispielsweise in den Fonds der Deka oder der Union Investment. Die Deka ist die Fondsgesellschaft der Sparkassen, die die Deka-Fonds exklusiv vertreiben. Die Union Investment gehört zur genossenschaftlichen Finanzgruppe, genau wie die Volksbanken, Raiffeisenbanken und Sparda-Banken, und bietet für deren Kund*innen Fondsprodukte an.

Abgesehen von möglicherweise eigenen kritischen Finanzierungen und Investitionen sind die Genossenschaftsbanken Miteigentümer oder Finanzierer der DZ Bank. Die Sparkassen halten mittelbar über ihre Regionalverbände Anteile an den Landesbanken und der Deka-Bank. Die Sparkassen / Volksbanken / Raiffeisenbanken / Sparda-Banken sollten Verantwortung übernehmen und sich bei ihren Spitzeninstituten  für eine verstärkte Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien einsetzen. In ihrer Antwort sollten sie auf die Art eines solchen Einsatzes eingehen und beispielsweise ihre Korrespondenz dokumentieren.

 

Die Bank nimmt die Problematik ernst, möchte aber keine Stellung zu konkreten Kunden beziehen.

Banken berufen sich immer wieder auf das Bankgeheimnis, das ihren Kunden Vertraulichkeit über die Geschäftsbeziehungen garantiert. Es gibt jedoch zahlreiche Beispiele von Banken in Europa, die vollständig offenlegen, welche Unternehmen in welcher Höhe Kredite aufgenommen haben, oder zumindest exemplarisch über ihren Dialog mit Kunden zu konkreten Kontroversen berichten. Auch gibt es Banken, die in anonymisierter Form über einzelne Kunden berichten. Sie schildern etwa, in welcher Branche das Unternehmen tätig ist, welche Vorwürfe erhoben werden und was die Bank unternommen hat, um das Unternehmen zu einem sozial-ökologischeren Verhalten zu bewegen.

Die meisten deutschen Banken sind, was ihre Geschäftsverbindungen angeht, nach wie vor sehr intransparent. Für die Öffentlichkeit bleibt unklar, welche Konsequenzen Banken ziehen, wenn Berichte über negative Umwelt- und Sozialauswirkungen bestimmter Unternehmen veröffentlicht werden. Zwar versprechen Banken oft, in einem kritischen Dialog mit Firmen Verbesserungen anzumahnen und ihnen notfalls weitere Finanzierungen zu versagen. Nur leider gibt es für die Öffentlichkeit meist keine Möglichkeit zu überprüfen, ob die Finanzinstitute ihren Worten Taten haben folgen lassen.

Statt rigoros auf das Bankgeheimnis zu pochen, sollten Finanzinstitute bereits von Anfang an in den Verträgen mit Unternehmenskunden festhalten, dass bei auftretenden Kontroversen eine transparente Kommunikation gegenüber der Öffentlichkeit erfolgen wird.

 

Die Bank betont, zu nachhaltiger Geldanlage zu beraten.

Alle unsere Bewertungskriterien spalten sich in vier Bereiche auf: Kreditvergabe, Projektfinanzierungen, Eigenanlagen und Vermögensverwaltung. In der Vermögensverwaltung geht es insbesondere um die Investmentfonds, die eine Bank oder Sparkasse ihren Kund*innen anbietet. Die Beratung zu nachhaltigen Wertpapieranlagen kann also nur so gut sein wie die Produkte in der Palette. Letztere bewerten wir anhand sozialer und ökolgischer Kriterien.